Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir der Abschied in Lindesnes leicht gefallen ist. Ich drehte für ein Selfie mit dem Schild der Distanz zum Nordkap noch einmal um. Bisl Touri-Like. Der Kaffee schmeckte im Leuchtturmcafé wie immer nach einem zweiten Becher - dieser stand neben mir in der Mittelkonsole. Ich schaltete die Kamera in der Windschutzscheibe ein, um den Weg auf die letzte eTAPPE in Norwegen in Teilen aufzuzeichnen. Keine Panik an alle Datenschützer - nur Aufnahmen ohne nennenswerte Bildinformationen werden gespeichert oder veröffentlicht. Die Strecke nach Kristiansand war kurz und verlief über die Stadtautobahn nach Vennesla, zirka 30 Kilometer außerhalb der Küstenstadt. Ich hatte bei meiner Planung diese Atraktion gesehen, wo man in einer alten stillgelegten Flößerrinne wandern kann. Während meines Aufenthaltes bei meinen britischen Freunden sprachen wir über diese Tour. Sie hatten sie selbst unternommen. Ist jetzt kein Highlight, aber schon etwas besonderes - eines von diesen "muss man mal gemacht haben" Dingen. Der Weg führte über frisch ausgebaute Straßen in die etwas bergische Region. Der Parkplatz davor - überfüllt, allerdings zu 95% einheimische Kennzeichen. Die ersten Schritte machten mir klar, das der Weg von immer wiederkehrenden Engpässen geprägt sein wird. Aufrecht normal laufend können zwei Erwachsen nicht aneinander vorbeilaufen. Einer von beiden muss anhalten und sich am oberen Rand der Rinne festhalten und nach außen beugen. Die 4 Kilometer wären für manche Forschungsarbeit über das Verhalten von Menschen perfekt für eine Facharbeit geeignet. Allerdings würde sie keine neuen Erkenntnisse an Licht bringen, die ich nicht schon während der vergangenen 14 Tage habe ausreichend sammeln können. "Hoppla jetzt komme ich!" - Menschen gab es viele. Natürlich auch viele, die sich freundlich bedankten. Bei genauerem Hinschauen kamen mir erste Zweifel auf, ob die Tragfähigkeit der Holzbohlen ausreichend ist. Der Weg war sehr rutschig und beim Festhalten an der oberen Kante fühlte ich dies - inklusive Abfärbungen an den Handflächen. Viele Familien besuchen diesen Ort, denn es ist eine gemütliche Wanderung - nicht anstrengend und die ganzen Flecken auf den Hosen, vom Anlehnen oder ggf. vom Hinfallen, gehen bei der nächsten Wäsche bestimmt raus. Auf dem Weg zur Rinne hatte ich ein Pärchen aus Österreich am Parkautomaten getroffen. Sie kamen gerade mit der Fähre an und wollten sofort ihre Aktivitäten beginnen. Wir tauschten uns freundlich über Erlebtes aus und wünschten uns gegenseitig einen schönen Tag. Diese Option finde ich gut und sollte man ins Auge fassen, wenn man über Kristiansand in Norwegen ankommt. Nun kürze ich diesen Besuch etwas ab. Nach 2.5 Kilometer habe ich die Entscheidung getroffen umzudrehen. Der Ausblick entlang des Flusses, der unter einem verlief veränderte sich nicht wirklich. Ich war hier. Habe diversen Menschen Platz gemacht und ich fand es war an der Zeit zurückzugehen. Kaum am Auto angekommen sah ich das Pärchen aus Österreich am Auto nebenan. "Na - auch umgedreht?", fragte ich und bekam die gleiche Begründung - die ich selbst gefunden hatte - umzudrehen. Sie wollten noch 300 Kilometer heute fahren und dies sorgte für Erstaunen in meinem Gesichtsausdruck, der ihnen nicht verborgen blieb. "Da habt ihr ja noch paar Stunden vor Euch", merkte ich an. Och so drei werden wir wohl unterwegs sein. Ich tippte eher auf "5+", denn meine Durchschnittsgeschwindigkeit während meiner gazen Tour lag so bei 55 km/h. Nun gut - sie werden es herausfinden. Kaffee und ein Stück Kuchen wäre jetzt nett und so schaute ich mal was Google Maps so im Angebot hatte. Sieben Kilometer - sher gute Bewertungen - mein Ziel. Der Weg allerdings führte mich gefühlt durch die Hintergärtner einer Wohnsiedlung. Und dann stand ich auf dem Hinterhof einer stillgelegten Fabrik und vor einer Brücke, die nicht auf den ersten Blick mein Vertrauen verdiente. Aus dem nichts kam von links ein Auto querte die Brücke und verschwand um die Ecke - na gut - das kann ich auch. Vorsichtshalber öffnete ich das Fenster auf der Fahrerseite - nur für den Fall, der Fälle. Google sagte: 100 Meter und ich konnte der App nicht ganz glauben. Ich blickte nach der Passage der Brücke in das Fabrikgebäude und erkannte stillgelegte Produktionsräume, die anscheinend Teil eines modernen Umbaus waren. Mir wurde nun klar - die bessere Seite der Fabrik mit all den Restaurants, Bars und Café lag auf der andern Seite. Megsa cooles Ambiente in dem Café und wie überall erlebt - freundliche junge Menschen als Bedienung. Ich holte mein Lappi aus dem Auto und fand den Ort richtig gut, um weiter am Blog zu schreiben und Fotos zu bearbeiten. Ich versuche mich möglichst immer so hinzusetzen, dass niemand mir auf den Bildschirm schauen kann. Das sorgte anfangs für viele Gespräche, wenn sie Fotomotive von mir sahen. Ich gebe zu - ich ließ mich treiben und genoss noch einen weiteren Cappuccino, bevor ich mich dann auf den Weg der Stellplatzsuche für die Nacht machte. Ich gebe zu - am letzten Abend wurde ich Nachlässig und wollte den einfachen Weg gehen. Ein Campingsplatz, direkt am Meer - wunderschön - nur leider voll und auch die Empfehlungen der Dame an der Reception, sie gab mir einen Zettel mit vier Adressen und Telefonnummern, verschafften mir keinen Stellplatz - da alle ausgebucht waren. Natürlich habe ich entsprechende Apps, wird jetzt der eine oder andere erfahrene Camper denken, aber einfach kann jeder - ich liebe die Herausforderung und das Neue. Erwähnte ich - das ich auch die Ruhe liebe und verlassene Plätze. Den sollte ich bekommen. Eine Wiese, die explizit für Camper ausgewiesen war. Google hatte mich hierher geführt. Anstellen musste ich mich nicht, Auch die Suche nach einem Stellplatz war EASY. Ich war der Einzige - weit und breit. Wartet mal ich schauen noch mal ..... keiner - nur ich. Okay - direkt an einen kleinen Wald angrenzend. Ich wartete vergebens auf weitere Camper und so machte ich es mir nett. Ich verspürte den Bedarf an einem Tee - baute den Camingkocher auf und RatzFatz war das Wasser heiß. In solchen Momenten greife ich gerne zur Kamera und fange noch die eine oder andere Aufnahme ein. In meinem Stuhl sitzend, alleine auf dieser Wiese - bemerkte ich wie mein Kopf in eine Art Rückblickmodus abdriftete. Melancholisch wurde ich jetzt nicht - aber ganz ruhig in mir. Ein guter Zeitpunkt, um etwas hanseatische Partystimmung zu verbreiten. Wo waren noch die Lichterketten und diese Imitation der Öl-Lampe? Also Tchibo und Unterwegs sei Dank. Ohne sie hätten diese Produkte es nicht ins Gepäck geschafft. Ich hörte mich zu mir sagen - euch muss ich in Betrieb nehmen - bevor ich wieder Zuhause ankomme. Ich erwähnte es in einem früheren Blogbeitrag schon einmal - ich hatte viel zu viel Gepäck mit, das ich gar nicht genutzt habe. Das mache ich nächste Mal mit Sicherheit anders. Hieraus kann bereits ein Blick in die Zukunft abgeleitet werden. Dies wird nicht der letzte Trip dieser Art sein. In Nuancen werde ich Dinge anpassen - will es nicht optimieren nennen - doch im Großen und Ganzen bin ich mit der Planung und dem Verlauf zufrieden. Vor allem, das Umplanen - das ich mit Leichtigkeit umgesetzt habe war ein tolles Gefühl. Denn es löste mich von der innerlichen Anspannung - "ich muss zur Trolltunga oder ich muss nach Bergen". Nun bekam ich doch noch Besuch, aber nicht von Campern, sondern eher von Schnecken ohne Wohnmobil auf dem Rücken und die traten im Rudel auf. Aus Richtung des Waldes näherten sich Dutzende von diesen schwarzen Tieren. Wenn ich jetzt schreiben würde mit enormer Geschwindigkeit wäre das lustig, aber ich war verwundert, das ich sie nicht früher gesehen hatte. Im Schlepptau die Mücken und kleinen Fliegen, die überall hineinkriechen. Ich hatte auf dem Preikestolen nicht so nette Bekanntschaft mit ihnen gemacht, aber auch kein wirkungsvolles Mittel dabei. Während eines Besuchs in einer Apotheke hatte ich aufgerüstet. Die Verkäufern war etwas zurückhaltend beim Verkauf, weil ich schon zu verstehen gegeben hatte, das ich an einem Produkt interessiert bin , das hilft. Sie verwies mehrfach auf den Beipackzettel und das ich das Spray sehr dosiert einsetzen sollte. Nun so unmittelbar vor der Anwendung erinnerte ich mich an ihre Hinweise. Ich nah ein Blatt Papier von der Küchenrolle und trug 2-3 Pumostöße von dem Spray auf und hing es an eine Strebe am Zelt auf. Also - für das Zeug mache ich gerne Werbung - denn in dem Wirkunsgbereich waren keine Mücken mehr wahrzunehmen. Also nicht falsch verstehen, die sind jetzt nicht aus dem Himmel gefallen - sie wurden dezent vertrieben. Ich setzt mich mit der Tasse Tee wieder in meinen Stuhl und beobachtete wie die Feuchtigkeit über der Wiese im Abendlicht aufstieg. Ruhiger wurde es - weniger Autos passierten die Straße und die Nacht kehrte ein. So einen Stellplatz muss man mögen, gerade wenn man alleine unterwegs ist. Windstill war es und jedes Geräusch war im Dachzelt deutlichst zu hören. Das Gefühl alleine zu sein - kommt ins Wanken, wenn Holz knackt oder deutlich eine schnelle Bewegung aus dem Unterholz zu vernehmen ist. Die Leiter kann ich nicht einziehen - sie hat eine tragende Aufgabe. Ich schlief ein. Ohne Wecker endete die Nacht abrupt und mit schallendem Lärm. Hatte ich erwähnt, dass der Abstellplatz ganzin der Nähe eines Flughafens lag - ich glaube nicht. Vielen Dank an alle Frühflieger - ihr hättet auch montags einen späteren Flug buchen können. Der Blic aus dem Zelt bestätigte das zu Erwartende - ich war immer noch einziger Campende vor Ort. Es soll ja Menschen geben, die kurz vor Mitternacht aufgefordert werden ihren Stellplatz zu wechseln und an einen anderen Ort verlegen. Habe ich gehört ;-)
Ich hatte mir den Ort des nächstgelegenen Bäckers gemerkt und freut mich auf frischen Kaffee und ein Brötchen. Ungefähr mit dem ersten Schluck klingelte das Telefon und Heike von der Nordsee-Zeitung rief für ein kurzes Interview an. Es ging um mein Fazit des Campens - als nicht-Camper, um die E-Mobilität und das Testen und Bewerten von Ausrüstung, die mir Kooperationspartner mit auf die Reise gegeben hatten. Sie hatte mich in ihrem zweiten Artikel als Neu-Influencer betitelt - wobei ich mich gar nicht so sehe oder fühle. Ich halte für mich fest, dass diese Kooperationsgeschichten mir Spaß machen, solange sie nicht in Stress ausarten. Ich werde bei einer Neuauflage der eTAPPE mich noch besser auf diese Dinge vorbereiten und hoffe das man mit mir zufrieden ist. Ich möchte betonen und das habe ich in meiner Projektbeschreibung auch deutlich hervorgehoben - ich bin kein "freeloader". Darunter versteht man Trittbrettfahrer, die sich auf Kosten anderer bereichern. Ich habe und werde diese Kooperationen immer als win/win Situationen sehen, wo beide Seiten etwas davon haben. Ich werde in meinem letzten Blogbeitrag - was wohl der nächste oder übernächste sein wird - noch genauer auf dieses Thema eingehen. Gestärkt und mit Blick auf die Uhr setzte ich den Weg zur Fähre fort. 13:00 Uhr war die geplante Ablegezeit und das war mir schon bei der Hinfahrt aufgefallen - Pünktlichkeit wird hier groß geschrieben - wie bei anderen Reiseunternehmen - naja fast.
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Mario (Büronachbar) (Donnerstag, 10 Juli 2025 18:34)
Bin eifersüchtig hoch neun und wünsch einen guten Rückweg. Toller Blog, tolle Bilder!!!