Essen auf Rädern

Noch ganz geflashed von den vielen Eindrücken musste ich weiterziehen, gleichwohl ein weiterer Abend bei meinen Freunden von der Insel ein Garant für viel Spass und gute Laune gewesen wäre. Ich brauchte Meer und das möglichst schnell. Zuvor ein kleiner Abstecher zwar ans Meer, doch zu einem Spot, den ich auf dem Hinweg aus mir nicht erklärbaren Gründen verpasst habe. Feistein - ein kleiner Leuchtturm vor der Küste - keine 800 Meter vom Festland entfernt - perfekte Flugdistanz - ja wenn - wie immer kommt jetzt etwas "lustiges" - der Starkwind nicht wäre. Ich fand den Parkplatz, mit dem CPA (Closest Point Of Approach) - näher geht´s von Land aus nicht. Schon bei der Anfahrt sah ich Dinge durch die Luft fliegen, die eigentlich an den Boden gehörten. Bauplanen, Heu und eine Gruppe Möwen, die sich anscheinend ein Spass daraus machen sich von der sich sehr schnell bewegenden Luft immer wieder regelrecht katapultieren zu lassen. Dies allerdings nur bis zu dem Moment, wo ein Fahnenmast solide und stabil im Wege stand und die Möwe mit der Flagge kollidierte. Alles gut - an dieser Stelle - Möwe lebt - setzte zur Notlandung an wenig später zum erneuten Start. Ich nenne es Karma - es war die Antwort für hunderte von Fischbrötchen die Du und Deine Gang aus den Händen unschuldiger Bürger gemopst habt. Mops eine schöne Überleitung. Frauchen wollte mit ihrem Mops einen kleinen Spaziergang machen, also eine Dame die ich nicht kannte. Sie fuhr vor, wollte sich eine Mütze aufsetzen, die sich sofort überlegte den Rückflug anzutreten. Kurz um: Die Mütze flog weg. Ich blieb weiter erst mal im Auto sitzen und dachte - hier ist ganz großes Kino. Das dachte der Mops sich auch, denn mit dem Öffnen der Tür nahm der Vierbeiner Geschwindigkeit auf. Ich glaube weniger aufgrund des Windes, sondern viel mehr, weil er irgenwtwas gesehen oder gerochen hat. "No shit Sherlock" - ich kombinierte dies aufgrund der Windrichtung, denn er sprintete (mit Mops-Speed) in die Richtung des Windes, während die Mütze zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich im Nachbardorf angekommen war. Mopsy war also auf und davon, Frauchen total überfordert und ich dachte mir so - die Luft ist rein - hoppla jetzt komme ich. Aus dem Seitenfach der Fahrertür schnappte sich der Wind auf heimtückische Art meine kleine Norwegenkarte. Nicht mit mir, dachte ich - Du folgst der Mütze nicht. Eine kurze Windpause sorgte dafür, dass das Stück bunt bedrucktes Papier zwischen Holzschuppen am Hafen sich verirrte. Ha - Du Wegweiser, der abgelöst durch Goggle Maps nun für Aufsehen sorgte - ich fange Dich. Und jetzt trifft Humor auf Seefahrt oder besser gesagt ich auf ein Motorboot, das auf dem Anhänger hinter einem Fahrzeug gerade zur Kante des HAfenbeckens gefahren wurde. Mein erster Gedanke: Hier ist rechts vor links, außerdem war ich auf einer Rettungsmission, denn ich sah die Karte schon im Hafenbecken. Wäre dann wohl eine Seekarte geworden. Der Schotteweg zwischen den Schuppen verlängerte ein wenig meinen Bremsweg - aber alles SAFE! Das Boot hätte auch nicht seinen Kurs geändert. Warum fragst Du Dich? Naja, weil der Fahrer mit seinem Telefon beschäftigte war. Wenn ich den Kranfahrer richtig deutete, der am Betonanleger keine 100 Meter entfernt wartete, dann telefonierten beide miteinander. Mutig wie ich bin, machte ich einen großen Schritt auf die Karte, um sie am Boden festzunageln. In diese Berechnung hatte ich aber den Rutschfaktor von Schotter gänzlich nicht mit einbezogen. Die Szene erinnerte mich an Baseballspiele, wo der Spieler zum erreichen der First Base einen ordentlichen Ausfallschritt macht. Der Punkt ging an mich - die Base war sicher. Die Karte leider nicht mehr, denn unzählige kleine Schottersteine hatte das Papier perforiert. Bevor ich meinen Cappuccino hier noch vor lauter lachen versprühe, schweife ich noch mal ab zur eigentlichen Story. Was war das noch gleich - ach ja - Essen auf Rädern.

Nachdem meine Norwegenkarten und ich getrennte Wege gingen (lustiger Satz), setzte ich Kurs Richtung Süden, zu einem Strand der mir ans Herz gelegt wurde. Sand - soweit meine Augen reichten, also gerade eher Kurzdistanz, weil alles von der salzigen Luft verklebt oder verschmiert war. Ich wollte auf dem Weg ein richtig schönes Foto von dem Strandzugang machen, der durch eine richtig beeindruckende Dünenlandschaft führte. In der Hocke angekommen - ich formuliere das extra so - ohne Mitleid zu erschleichen, aber der Abstieg vom Prikestolen steckte noch in den Knochen, die Kamera in Bodennähe überholte mich "LA COOL J", ein junger Mann - laute Musik auf den Ohren - Buch unter dem Arm und locker im Gang. So locker, dass er mit jedem Schritt den Sand nach vorne in die Luft wirbelte. Der Effekt ist ein wenig - wie wenn Männer gegen den Wind - egal - ihr versteht mich. Ich stoppte meine Fotoabsicht stand auf und gab diesem Dünenrapper meinen bösen Blick. Unbeeindruckt lupfte er eine Seite der Kopfhörer und sagte: I tought you want me in the photo - so it looks better. Rapper und Komiker - eine ganz gefährliche Kombination. Als ich ihm nachsah, dachte ich mir das Basecap kommt mir bekannt vor ... gehörte es nicht der Frauchen mit Mops?

Ich fand wenig später einen Platz auf dem angrenzenden Campingplatz. Eine schöne freie Stelle - ganz in Strandnähe. Das Wetter beruhigte sich ein wenig (vorerst) und so überlegte ich mir die Produktaufnahmen von der Camperküche zu machen. Boxio (Schleichwerbung) hat da ein echt cooles System, denn die Basis in der sie Campingkocher, Waschtisch, Kühlschrank verbauen findet alles Platz in diesen EU-genormten Plastikboxen, die man vielleicht aus dem Baumarkt kennt. Wenn ihr sie auf dem Foto seht - dann versteht ihr was ich meine. Das Shooting konnte beginnen. Alles schon aufgebaut, frische Paprika, frische Cherrytomaten, etwas Hühnchenfleisch - ein Festmahl - wenn es fertig ist und das sollte noch ein wenig dauern. Erneut zog die Kombi Skoda/Dachzelt Nachbarn an und natürlich stieg die Neugier in den anderen Wohnwagen und Campern. Mein neuer Nachbar Nr. 1, ich nummeriere sie einfach mal, wurde anscheinend von seiner Frau geschickt - zu fragen - was ich da machen und warum ich so viele Kameras aufstelle. Ich erwiderte, dass Gespann sei wertvoll und ich wollte an den Strand und einer muss ja das Auto bewachen. Ihr glaubt es nicht - aber er wäre mit dieser Antwort wieder in seinem Wohnwagen verschwunden - hätte ich den Zusatz "Schwerz" nicht noch innerhalb der zeitlichen Frist von wenigen Sekunden angefügt. Ach so, sagte er - ich hätte ihnen das geglaubt, meinte er. So so, dachte ich. Da war es wieder. Mein Auftreten als Pressesprecher und die lange Ausbildung scheinen sich wirklich gelohnt zu haben. Ich musste zwischendurch viel an den Mops decken, ob es der Möwe besser geht, als ich so den Himmel während einer kleinen Pause beobachtete. Nachbar Nr. 2 - war da anders. Er wartete bis ich in meinem Campingstuhl saß und schlich sich von hinten an. "Kochen sie auch noch, oder fotografieren sie das alles nur?" Nr.2 - dachte ich - ein Mann mit Humor. Geduldig erklärte ich ihm den Hintergrund und wir beide blickten immer wieder Richtung Himmel. Was passiert da - hörte ich mich leise zu mir sagen. Immer mehr Camper suchten den Weg zum Strand, um wahrscheinlich das bevorstehende Himmelsspektakel zu beobachten. Die Zeit eilte voran und so mein Hunger. Endlich war es so weit. Das Nudelwasser kochte, die anderen Zutaten hatte ich schon in einer Blechschüssel zusammengeführt. Es war die Schüssel aus unserer Küche, die am Boden so einen Saugnapf hat. Geniale Erfindung - nur nicht beim Campen, wenn ich diese auf einen Plastikdeckel des Campingkochers stelle. Beide ging eine stark verbindende Beziehung ein und es muss wirklich komisch ausgesehen haben, als ich versuchte beide zu trennen - ohne mein Abendessen (ausgenommen der Nudeln, die kochten noch) über den Platz zu verteilen. Nichts war mir peinlich - war ja auch keiner da - alle am Strand. Ich kann Euch sagen, was für ein Spitzenessen - ich habe es genossen und mich wirklich tierisch über diesen Tag amüsiert. Buchreif - würde ich sagen - Geschichten auf meiner Tour - ich müsste sie einfach nur erzählen. Das ich um 01:00 Uhr noch an den Strand gegangen bin, bin um den Leuchtturm vor der Küste zu fotografieren erwähne ich nur am Rand. Wenn der Wind wieder eine Stärke erreicht hat, wo das Kamerastativ in max. Breite ausgefahren ist und trotzdem bewegt der Sturm die Kamera, ja dann war klar was mich in der Nacht erwarten würde. Diese war, dann auch um 05:00 Uhr beendet, als der Sturm den Regen gegen das Dachzelt prallen ließ und die Windböen mich sehr an den Tag 1 in Skagen erinnerten. Ich verlegte aus Sicherheitsgründen ins Auto. Was für ein Tag - ich sage es Euch!

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