Mit 60 km/h glitten wir über das recht ruhige Wasser im Fjord Lysenotn. Ich gebe zu, dass das Touri-Ausflugsboot eigentlich nicht so mein Ding war, denn auch hier wurde mir verdeutlicht, was ich zuvor schon auf anderen Reisen erlebt hatte. Es gibt auf einem solchen Boot nur die Sitzplätze am Fenster und das obwohl jede Reihe 3-4 Sitzplötze parat hatte. Ich blieb erst stehen, bis sich alle Mitfahrenden, die alle anscheinend Businessklasse gebucht hatten, ihren speziellen Platz gefunden hatten und siehe da - ein Fensterplatz war frei - da stand dann wohl mein Name drauf. Wenig Schiffsverkehr, aber dafür einige Segler und Kanus, denen der Wellenschlag unseres Speedboots nicht ganz so gefiel - ich konnte es in den Augen erkennen und sie versuchten so gut es ging ihr Wasserfahrzeug in eine nicht so wellenschlag-anfällige Position zu manövrieren. Im ersten Moment taten sie mir ein wenig leid, noch mehr allerdings, als ich mir klarmachte - wir kommen wieder - auf dem Weg zurück. Schnell waren wir aus dem Hafen- und Stadtumfeld von Stavanger heraus. Wir unterfuhren zwei große Brücken, die das Herzstück der Straßeninfrastruktur der norwegischen Hafenstadt sind. Aber eigentlich wir im ganzen Land, gerade an der Küste. Brücken, Tunnel und Fähren - ich habe auf meinem Weg hier Dutzende durch- und überquert. Aufgrund unserer Geschwindigkeit nahm ich an, dass wir hier der Platzhirsch unter den Booten sein, bis uns eines dieser Hartschalenspeedboote rechts überholte. Huii, "fast going", fester Sitzplatz, man kann sich nicht bewegen, wie die Hühner auf der Stange. Ich prostete mit meinem Kaffeebecher zu und machte mir klar, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Außerdem trugen alle Rettungswesten und sahen ein wenig eingeklemmt aus. Mit erreichen des Fjords öffnete sich der Himmel. Licht- und Schattenspiele starteten und sorgten für einen tollen Rahmen. Ich spreche von einem Rahmen, denn wie ein Fjord es so an sich hat, liegt er meistens zwischen Bergen und das vermittelt ein Gefühl - wie groß wir sind - hier allerdings besser ausgedrückt - wie klein ich bin. Der Wechsel meiner Aufnahmegeräte braachte mich ein wenig ins schwitzen. Ein zweites paar Hände wäre hilfreich gewesen, doch was nicht ist - ist nicht. Unser Kapitän steuerte das Boot in eine kleine Bucht, bis fast an den Fuß des Gesteins. Beim Blick nach oben musste ich mich festhalten, denn es ging nicht nur steil nach oben, sondern der Fels ragte leicht über uns. Ich vernahm das Lachen anderer und sah wie sie von anderen aufgefangen wurden, da sie das Gleichgewicht verloren. Ich persönlich hatte über mein Telefon die Position des Prikestolen im Blick und der Augenblick ließ nicht lange auf ich warten. Während ich hier gerade schreibe merke ich, wie mich die Erinnerung einholen - ich bekomme Gänsehaut. Als kleiner Mensch - hier unten auf dem Wasser Blicke ich nach oben und sehe den Ort, der mich so in den vergangenen Monaten in den Bann gezogen hat. Andere sind mit ihrem Telefon beschäftigt, manche unterhalten sich. Ich für mich erlebe einen weiteren emotionalen Moment. Ich lege meine Kamera auf den Rucksack und stehe mit beiden Händen an der Reling und dem Rücken zum Wasser gerichten. Mein Blick nach oben. Ich höre leise zu mir sage - da will ich wieder hoch. Aus diesen Gedanken reist mich die Stimme des Kapitäns der auf Englisch ganz amüsante Überlieferungen zum Prikestolen erzählt. Mir wird warm ums Herz und ich spüre absolute innere Ruhe. Der Besuch hier unten, macht mein Kapitel zu diesem Felsen erst komplett. Auf Wiedersehen Prikestolen - ein Ort - der einen festen Platz auf Ewigkeit in meinem Herzen haben wird und ich sage - wir sehen uns wieder!
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