Dieser Blog-Beitrag wird anders - als die anderen davor. Ich werde kurz einleiten und dann mit einem Foto Euren Herzschlag neu takten. An dieser Stelle muss ich wahrscheinlich eine WRNUNG aussprechen. Wer keine guten Nerven hat, der sollte erst morgen weiterlesen ;-)
Prikestolen - Norwegen - 4 km Wegstrecke - 604 Höhenmeter. Alles in allem keine atemberaubenden Fakten. Aber was ist es denn dann - was tausende Besucher immer und immer wieder dort hoch treibt? Es ist das eine Foto - Du selbst an der Ecke zu Abgrund. Geht es um Nervenkitzel? Geht es um spektakuläre Aufnahmen? Gehts es um einen Hype? Ich habe auf Instagram schon vor Jahren Fotos vom Prikestolen gesehen, wo eigentlich gar nicht zu erkennen war, wer da eigentlich steht. Aber da ging es mir gar nicht drum. Mein Kopf sagte sofort: Da will ich einmal in meinem Leben hin! Da will ich stehen. Wo? Seht selbst!

Okay - aus dieser Perspektive ein noch erträgliches Foto, aber kommen wir mal zum Aufstieg. Nach diversen Reiseblog-Videos auf Youtube, war mir klar: sollte ich mal in Norwegen Urlaub machen, dann steht dieser Trip auf meiner Liste. Die Zeiten für den Aufstieg variieren und manche brauchen 3-4 Stunden, andere machen es in 1,5-2 Stunden. Die drei Männer, die mich beim Aufstieg beinahe über den Haufen gerannt haben schaffen es in weniger als 60 Minuten. Auch bei denen habe ich mich nach dem WARUM gefragt. Warum rennt man diesen Berg hinauf und dann wieder herunter? Sie werden ihre Gründe haben - so wie ich meine. Ich war durch meine britischen Freunde vorgewarnt. Der erste Kilometer geht gefühlt mit 45%-iger Steigung nach oben und das auf Schotter. Wer das Gefühl noch nicht kannte, wenn Bergschuhe "durchdrehen", weil sie den Grip verlieren, kann dieses Gefühl dort erlben. Oder D stellst es Dir einfach vor, wie ich mit meinem Fotorucksack hochmitiviert nicht von der Stelle komme und mit dem Gleichgewicht ringe. Wäre ich gestüztz wäre eines sicher gewesen. Der Rucksack wäre meinem Weg gefolgt und hätte mich mit voller Kraft getroffen. Ich wunderte mich über junge Familien, die mir entgegen kamen, als seinen sie gerade den Hamburger Marathon gelaufen, wo manche auch die leichten Anstiege nicht auf der Pfanne haben. Nahezu exakt 12 Stunden später sollte ich wissen warum sie so liefen. Also, die Treppenstufennorm in Deutschland war ab sofort mein Freund, denn wie kommt man auf die Idee Stufenhöhen von bis zu 50 cm zu verbauen? Meine britische Freundin Claire hatte mir vor der Abfahrt die Telefonnummer vom Rettungshubschrauber gegeben (Helicopter Ambulance) und den Namen einer App für den Fall, dass ich stürze und mich verletze. Das sorgte für Sicherheit - aber auch zu einer Überprüfung meines Selbstvertrauens. Mit dem Hubschrauber wollte ich nicht vom Berg abgeholt werden. Irgendetwas war aber oben passiert. Polizisten überholten mich mit großen Schritten, vielleicht verfolgten sie die drei Läufer, wegen raudihaftem Verhalten, denn ganz unter dem Motto: Platz da - verschwanden sie hinter dem nächsten Felsen. Ich habe nicht herausgefunden, ob der Hubschrauber im Zusammenhang mit der Lage stand. Ich hoffte nur, dass egal was passiert ist - allen Beteiligten es gut geht.

Schilder auf dem Weg zu einem Ziel sind immer gut. Ich blicke allerdings mehrfach auf das erste Schild, dass zirka bei 30% der Gesamtdistanz prominent aufgestellt war. Nun gut dachte ich. 30% sind schon mal gar nicht so schlecht. Mir kam eine Familie entgegen. Vater, Mutter, Tochter, Sohn und Oma. Oma wurde von den Eltern gestützt und ich bekam große Augen. War auch Sie ganz oben? WOW - dachte ich und wollte ihr schon meinen vollen Respekt zum Ausdruck bringen, bis zwischen den Erwachsenen ein beinahe handfester Streit ausbrach, weil Oma nicht mehr konnte und sich auf einen Felsen setzte. Mit Kopfhörer auf den Ohren lief die Jugend weiter, unbeeindruckt von den Herausforderungen, die sich dort gerade abzeichneten. Drama im Urlaub - dachte ich. Ich ließ eine Mutter mit ihrer jungen Tochter vorbei - sie sprachen meine Sprache - nicht nur im Umgang miteinander, denn sie freuten sich und machten Pläne für den ersten Moment auf dem Plateau. Nach zwei Stunden und zum Ende hin zunehmender Laufgeschwindigkeit stand auf dem letzten Schild 100m und ich dachte YES! Auch eine Engstelle von knapp einem Meter breite zwischen Fels und Abgrund konnte meinen Drang zum Ziel nicht aufhalten. Ich merkte wie der Prikestolen und das was sich dahinter verbirgt zu verstehen, zu fühlen und dann zu sehen - naja oder auch nicht. Irgendjemand hatte den weißen Vorhang hinter dem Plateau heruntergezogen. Hmm, dachte ich - das war anders geplant. Ich drehte mich um und konnte die ersten Wolkenlücken im Tal erkennen, die in unserer Richtung zogen. Ein Blick nach oben zeigte Löcher im Wolkenkostüm und blaue Flecken dazwischen. Ich war guter Dinge und hörte mich zu mir selbst sagen - komm Petrus - so viele Menschen und ich sind jetzt hier - ready .... und dann passierte es. Ich passierte Mutter und Tochter, die gerade dabei waren ein Selfie zu knipsen und ich bat meine fotografische Unterstützung an. Zusammen erreichten wir das Plateau! Geschafft. Die sich gerade zum Positiven verändernde Wetterlage ließ Hektik aufkommen. Die Menschen stürmten förmlich zum Fotospot, es bildete sich eine Schlange und jeder sollte seine Zeit für sein Foto bekommen. Einige hatte das System sofort verstanden. Andere versuchten den Freund, Freundin, Partner ..., der/die sich mit der Kamera bewaffnet positioniert hatte zu dirigieren. Eigentlich passiert das ja umgekehrt - doch hier oben hätte das fatale Konsequenzen, wenn das Kommando kommen würde: Noch einen Schritt nach links. Schön ist auch, wenn der Code zum Entsperren über das ganze Plateau gebrüllt wird, weil das Anstehen so lange gedauert hat und sich das Handy gesperrt hat. Ich dachte mir meinen Teil - war aber amüsiert. So das war Teil 1 zum Preikestolen. Ich schreibe so schnell wie möglich den zweiten Teil, der sich mit dem Zeitraum von 20:00-02:15 beschäftigt. In der Zeit fand mein Nachtshooting statt und dort war ich alleine auf dem Plateau.

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